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In New York wohnte viele Jahre der einstige demokratische Abgeordnete und Dezemberproskribierte Claude Pelletier, aus Arbresle (Rhône), 1816–1880, der in mehreren Büchern, Soirées socialistes de New York, Atercratie (eine neue Ausgabe erschien 1873), Dictionnaire socialiste . . . par Edualc Reitellep, New York, 1874, 1876 – ich kenne drei Bände, bis zum Wort numéraire, auch dieses Werk ist Atercratie überschrieben – und auch in anderen Schriften, so dem kleinen Buch Atercratie, – regierungslose Ideen vertrat. Denn das griechische ater bedeutet ohne; „ein Aterkrat ist also ein auf keine Weise regierter Bürger, der alle Kratien (Herrschaften), seien sie theo-, auto-, aristo-, demo- oder andere, (Theokratie, Autokratie usw.) als politische Maschinen des Elends und der Unterdrückung betrachtet.“ Dict. soc., I, S. 172–173). Man muß die Kratien „durch eine soziale Organisation ersetzen, welche die Regierungen in Verwaltungen mit zeitlich begrenzter Initiative und Überwachung der allgemeinen Interessen verwandelt“, . . . er will, daß hierzu Personen durch das Los für die Dauer nur eines Jahres in ihrem Leben bestimmt werden, die gegebenenfalls getadelt und bestraft werden. – Anarchie definiert er als „ohne Befehl, Abwesenheit einer Regierung“ und bemerkt, man wolle diesem Wort durchaus den Sinn von: Fehlen von Ordnung und Sicherheit beilegen, „als ob das Wort Regierung mit Ordnung und Sicherheit gleichbedeutend wäre“. „. . . Die Freiheit! Das ist die Ordnung und Sicherheit der Völker . . . . Da die Freiheit die Verneinung jeder Art Regierung ist, folgt, daß, wo es Befehle gibt, Unterdrückung, Gefahr und Unordnung sind und daß nicht das Wort Anarchie, sondern das Wort Regierung Abwesenheit von Ordnung und Sicherheit bedeutet. Das ist ein Paradox, werden die Autoritäre sagen. Das ist nur Logik . . .“ 285.
Die anarchistischen Ideen wurden wahrscheinlich noch in vielen Schriften als näheres oder ferneres Ziel erkannt. So finde ich in dem äußerst gemäßigten Buch eines dem Fourierismus, wie es scheint, näherstehenden Verfassers, Charles Richard, Les Révolutions inévitables dans le Globe et l‘humanité (Die Unvermeidlichkeit der Revolutionen im Erdball und in der Menschheit, Paris, 1861, VIII, 296 S.): „. . . so wird, von unbeugsamer Notwendigkeit getrieben, unsere Gattung von Zeitalter zu Zeitalter vorwärts marschieren, jenem Ideal, dem Programm ihres Geschicks entgegen, an das zu glauben sie sich noch weigert, und dessen letzter Ausdruck die Aufhebung jedes Gesetzes durch die Vollendung des Individuums und seines Milieus sein wird“, S. 106; „die Aufhebung des geschriebenen Gesetzes wird sich allmählich vollziehen durch die {224] Entwicklung eines neuen, erst im embryonären Zustand vorhandenen Gefühls, des Gefühls der Soziabilität [Geselligkeit] . . . . Gewiß wird eine Zeit kommen, in der der soziale Kontrakt keine andere Garantie haben wird als die aus der besseren Natur des Menschen
285 Arthur Rancs Artikel Anarchie in der Encyclopédie générale, kurze Zeit vor 1870, wurde seinerzeit viel beachtet; wiedergedruckt in Le Glaneur anarchiste, Nr. 2, 1885; er ist natürlich nur referierend.
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